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Dieser Newsletter von Animals' Angels erreichte uns am 1. Februar 2016: 

Die Aufrechnung von Flüchtlingselend gegen Tierelend. In der Ausgabe Nr. 51/2015 der ZEIT bezeichnet Autorin Elisabeth Raether Menschen, die sich über Tierquälerei aufregen und sich für Tiere einsetzen, als „verwöhnt“. Als Menschen, die sich „jeden echten Kontakt mit der Außenwelt“ ersparen, die in einer „Puppenheim-Atmosphäre der Verdrängung leben“ und existentielle Probleme nicht wahrnehmen würden. Als Menschen, deren „Alltag (…) mit sittlichem Drama aufgeladen“ werde.

Ich gehöre laut der Autorin also zu den „Verwöhnten“, zu denen, die gegen die lebenslange Anbindung von ‚Milch‘kühen kämpfen, weil ihnen ein „echter Kontakt mit der Außenwelt“ fehlt. Mein Alltag ist mit „sittlichem Drama aufgeladen", weil ich mich mühselig durch die geschönten Statistiken der Fleischproduktion kämpfe. „Existentielle Probleme“ nehme ich nicht wahr, weil ich meine Zeit ja damit verschwende, mich um halbtote Hühner ohne Federn auf einem LKW, der nach Holland fährt, zu kümmern. Ich lebe in einer „Puppenheim-Atmosphäre der Verdrängung“, weil ich in Rumänien, umgeben von Männern mit blutigen Messern, bei dem illegalen Gemetzel von Schweinen dabei bin.

Die Selbstgerechtigkeit, mit der die Autorin Noten verteilt, ist schon außergewöhnlich. Bringt sie aber auch den Mut auf, www.animalmermorial.org zu besuchen und den Gesichtern dort in die Augen zu sehen? Wir kennen jedes dieser Tiere persönlich. Wir wissen, dass jedes einzelne ermordet wurde unter grauenhaften Umständen. Wir waren dabei.

Von links nach rechts: Rocco (Italien 2013), Concetta (Spanien 2013) und Selim (Türkei 2015).

Wieviele Flüchtlinge kennt Frau Raether persönlich? War sie bei Hunger, Krankheit, Folter und Tod persönlich dabei? Hat sie eine Überfahrt im überfüllten lecken Boot mitgemacht? Wenn ja, dann könnten wir uns solidarisieren gegen die Gewalt in der Welt, die viele Facetten hat. Nur wer eine schwache Position hat, muss das eine Leid gegen das andere Leid aufrechnen. Nur wer schwach ist, muss sich aufwerten, indem er andere abwertet.

Was die ZEIT-Redaktion nicht verstehen will (oder kann): Wir Tierschützer sind Vorbilder. Wir Tierschützer bieten ein Modell für gesellschaftlich relevantes Handeln, grade dann, wenn die Aussichten auf persönliche Anerkennung und praktische Erfolge sehr gering sind.

Was Tierschützer schon seit Jahrzehnten leisten mit einem vorurteilsfreien, nicht von Speziesgrenzen eingeengten ethischen Denken und mit pragmatischem kreativen Handeln, das muss nun in weiten Teilen der Bevölkerung stattfinden, wenn Deutschland und Europa die Herausforderungen der aktuellen Krisen bestehen wollen. In der Tierschutzbewegung gibt es viele authentische Antworten auf Fragen, die weit über den Tierschutz hinausgehen und die jeder Bundesbürger früher oder später beantworten muss, wenn unser Land aus den aktuellen Krisen gestärkt und lebendig hervor gehen soll.

Lassen wir also der ZEIT ihr Vorurteile und machen wir weiter Tierschutz, damit wir www.animalmermorial.org anklicken und sagen können: Ich gebe mein Bestes für Euch, auch wenn es leider nicht genug ist...

Quelle: Christa Blanke von Animals' Angels

www.animal-angels.de

www.animalmemorial.org