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Neulich ging ich mit meinem Hund am Ortsrand von Watzhahn spazieren.

Ich sah eine junge Frau mit Kind und zwei Hunden. Einer der Hunde lief etwa 100 Meter entfernt in einer Wiese umher, stöberte und buddelte.

 

Ich sprach die Frau freundlich an und bat sie, den Hund zu sich zu rufen, da in der Wiese wahrscheinlich Vögel brüten, deren Gelege der Hund zerstören könnte.

Sie reagierte nicht und auf nochmaliges Ansprechen gab sie lediglich zur Antwort, dass sie mich gehört habe! Sie war nicht bereit, den Hund zurück zu rufen.

Ein weiterer Versuch von mir, ihr die Gefährdung der Wildtiere (auch junge Hasen und Rehkitze) aufzuzeigen wurde von ihr abgeschmettert mit den Worten „jetzt gerade nicht!“.

 

Zwei Tage später traf ich ihren Mann, der ebenfalls den großen Hund weit in der Wiese umherlaufen ließ.

Ich versuchte mein Glück bei ihm und stellte mich vor als diejenige, die möglicherweise seine Frau vor vor Kurzem etwas verärgert habe. Auch ihm erzählte ich von Brut- und Setzzeit und bat ihn, den Hund aus der Wiese zu rufen.

Leider stellte sich heraus, dass auch dieser Mann überhaupt nicht bereit war, Wildtiere zu schützen. Ganz im Gegenteil! Er erklärte mir, dass er gerade deshalb vor zwei Jahren auf’s Land gezogen sei, damit seine Hunde frei laufen könnten. Er berichtete voller Begeisterung, dass er es genieße, auch quer über die umliegenden Wiesen zu laufen und dass er auf jeden Fall seinen Hunden diese Freiheit jederzeit bieten möchte. Er meinte, wenn er Rehkitze oder junge Hasen sehe, würde er seinen Hund schon rufen. Meinen Einwand, dass diese jungen Wildtiere so gut versteckt seien, dass man sie eben nicht sehen könne, beachtete er nicht.

Sein Plädoyer für Hundefreiheit gipfelte in den Worten, dass die Bodenbrüter ihm egal seien und diese doch auf die Bäume gehen sollten.

 

Vor so viel Unverstand, Ignoranz und Gleichgültigkeit kapitulierte ich.

 

Was sage ich solchen Menschen, die offenbar aus einem Umfeld kommen, in dem nicht bekannt ist, dass wir mit anderen Lebewesen die Erde (und das Dorf!) bevölkern, die ebenfalls eine Existenzberechtigung haben?

Sind das arme, verkümmerte Städter, die eine Vorstellung von ländlichem Leben haben, welche Bilderbüchern oder zweifelhaften Fernsehsendungen entstammt?

Manchmal drängt sich mir der Eindruck auf, dass diese MitbürgerInnen annehmen, die Wälder und Wiesen um uns herum wären Freizeitgelände und stünden jedem jederzeit zur freien Verfügung.

Ich habe es mehr als einmal erlebt, dass Erholung suchende Menschen ihre Decken und Picknickkörbe auf noch grünen Kornfeldern auspackten in der Annahme, es sei eine Sonnenwiese. 

 

Manchmal verstehe ich den Ärger der Landwirte gut, die dicke Apportierstöcke aus ihren beschädigten Geräten ziehen, wenn sie eine Wiese mähen wollen, oder wenn ihr Heu oder ihre Silage verdirbt, weil sie Hundekot mit verarbeiten.

 

Wir haben hier in Taunusstein so schöne Wege, auf denen jeder Hund und Mensch sich freuen kann zu laufen. Ich muss keine Wildtiere stören oder gefährden, weil auch diese Tiere wissen, wo Menschen (und Hunde) verkehren und deshalb vermieden werden können.

Ich muss auch nicht auf dem Besitz von Landwirten herum trampeln, die dort Tierfutter und Feldfrüchte anbauen.

 

Für mich ist das eine Sache von Respekt und friedlichem Miteinander.

 

Ihre Mechthild Plümpe